Seit einigen Tagen schiebe ich diesen verdammten Artikel vor mir her – hoch lebe die Prokrastination! Die Küche ist mittlerweile blitzblank, sogar das Innenleben der Schränke ist geschrubbt. Meine Dunstabzugshaube ist so sauber, ich könnte sie bei Ikea zurückgeben, ohne dass irgendeiner merken würde, dass sie vier Jahre in Benutzung gewesen war.
Da sollte man meinen, dass jemandem, der ein ganzes Buch geschrieben hat, ein lächerlicher Artikel aus dem Ärmel fällt – weit gefehlt.

Aber warum ist das eigentlich so? Versagensangst?

Sicher gibt es viele Gründe, warum wir unangenehme Aufgaben immer und immer wieder aufschieben. Einige Menschen haben eine geringe Frustrationstoleranz, andere Streben nach Perfektion in Kombination mit fehlendem Wissen, das Zeitmanagement ist falsch oder es fehlen die Prioritäten.

All diese Dinge sind nicht mein Problem, bei mir greift eine Angst. Es jagen Bedenken durch meinen Kopf, wie ein tollwütiges Eichhörnchen um einen Baum.

Was ist, wenn der Artikel schlecht ist?
Was denken andere, wenn sich Rechtschreibfehler einschleichen?
Will das überhaupt jemand lesen?
Also gilt: Wer nicht anfängt, kann auch keinen Mist bauen.

Es gibt eine Weisheit von Laotse:
Wenn Du depressiv bist, lebst Du in der Vergangenheit.
Wenn Du Angst hast, lebst Du in der Zukunft.
Wenn Du inneren Frieden erlebst, dann lebst Du in der Gegenwart.

Ich lebe mit meiner ganzen Sorge also in der Zukunft? Alle Gedanken, die ich mir mache und alle Ängste, die daraus resultieren sollen kompletter Blödsinn sein? Hm … okay.
Jetzt mal kurz überlegen. Fakt ist: Ich kann nicht wissen, was die Leser zu diesem Artikel sagen. Ich kann nicht vorhersehen, ob ich den ein oder anderen Fehler übersehen werde und ich kann nicht vorhersagen, was die Menschen aufgrund dieser Worte über mich denken.

Aber, ich kann in der Tat etwas anderes. Ich kann hier, in diesem Moment sein, glücklich darüber, dass ich schreibe, dass mein Hund neben mir liegt und lauthals schnarcht und sich die Katze auf der Heizung räkelt.

Nehmen wir uns ein Beispiel an den Tieren!

Im Grunde sollte ich mir ein Beispiel an ihnen nehmen. Sie leben, genau wie kleine Kinder, jetzt, in diesem Moment und machen sich keine Gedanken darüber, was heute war oder was kommen könnte.

Wenn mein Mann am Wochenende nach Hause kommt, freut sich unsere Hündin ein zweites Loch in den Po. »Du bist da! Ich bin da! Wir sind zusammen! Ich bin so glücklich! Ich könnte vor Freude auf den Boden pinkeln!« Sie beschäftigt sich nicht damit, wo er die ganze Woche gewesen ist oder warum er so spät kommt oder wann er wieder fährt. Sie ist in diesem Moment und mit der Situation völlig happy und zufrieden.

Wenn ich jetzt innehalte und den Text lese, stelle ich fest, dass auch ich die Gegenwart genieße und einfach das niedergeschrieben habe, was mir durch den Kopf und den Bauch ging. So geht das also … nicht grübeln, einfach machen.

Wenn es dir genau so geht wie mir, dann überlege kurz, wie oft du dir Gedanken über eine zukünftige Situation gemacht hast und wie oft diese am Ende komplett anders verlief. All diese Energie verschwendet für nichts.

Um das Geschriebene in einen Satz zu bringen, wähle ich die Worte von Tine Kalinowski, aus meinem Roman: »Einfach mal locker durch den Schlüppi atmen.« Lasst uns öfter in der Gegenwart leben. Das Leben ist so schön, so voller Fülle und bezaubernder Dinge. Sei hier, nicht im Gestern, nicht im Morgen und wenn es doch mal nicht rund läuft, einfach tief durchatmen und an Hundewelpen denken.

Deine Vanessa

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